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Hans Kemmers Lübeck - ein Stadtspaziergang

Gehen Sie auf Spurensuche durch die Lübecker Altstadt und entdecken Sie die Orte, die mit dem Wirken des Lübecker Meistermalers Hans Kemmer und dem Beginn der Reformation in der Hansestadt in Verbindung stehen.

1) Dom


Zu den Auftraggeber:innen Hans Kemmers gehörten Anhänger der Reformation, aber auch der katholischen Lehre. Das beweist das Porträt des Domherren Christoph Tiedemann, dessen Bruder einer der letzten altgläubigen Bischöfe von 
Lübeck war.

Hans Kemmer, Porträt des Christoph Tiedemann, 1556, Privatsammlung, Kalifornien (USA)
Wandgemälde mit der Taufe Christi, Kreuzigungsdarstellung und Erhöhung der Schlange mit Schriftband (Joh. 3,14–15), um 1535–1545

2) Sandstraße Nr. 24

Wandmalerei mit der Taufe Christi, um 1535–1545 (Haus nicht erhalten)

Im Jahr 1535 heiratete Wylm Brasser die Witwe des verstorbenen Kaufmanns Hans Herbode, dem Vorbesitzer des Hauses, und zog zu seiner Braut. Welcher der beiden Hausbesitzer die Wandmalerei bei Hans Kemmer in Auftrag gab, konnte bislang nicht abschließend geklärt werden. 1928 wurde das Haus samt Wandmalerei abgerissen.

Sandstraße Nr. 24, vor dem Abriss (drittes Haus von links): Die Wandmalerei befand sich im Erdgeschoss in einer Nische.

3) Rathaus


Viele der Lübecker Ratsherren und Bürgermeister ließen sich von Hans Kemmer porträtieren oder gaben Andachtsbilder bei ihm in Auftrag. Bis heute beherbergt das Rathaus eine Galerie mit Bürgermeisterporträts, die auch heute noch fortgeführt wird.

Hans Kemmer (?), Porträt des Gotthard von Höveln, um 1555, Lübeck, Rathaus
Fassade des Lübecker Rathauses, Breite Straße 62
Blick auf St. Marien, © Manfred Maronde

4) St. Marien


Ein Schüler Hans Kemmers, Gerdt Lefferlinck, arbeitete 1563 in der Marienkirche nachweislich an der Neugestaltung der astronomischen Uhr von 1405 mit. In dieser Zeit erhielt sie eine aufwendige Renaissancegestaltung. Heute ist eine Kopie der Uhr zu sehen, da das Original 1942 Opfer des Luftangriffs im Zweiten Weltkrieg wurde.

Ein sichtbares Zeugnis der Reformation in St. Marien war die Kanzel von 1534, die mit aufwendigen Reliefs und niederdeutschen Sprüchen als reformatorisches Bildprogramm, angelehnt an die Titelillustration der sogenannten Bugenhagenbibel, gestaltet war. Seit 1699 befindet sich die erste lutherische Kanzel in der Pfarrkirche St. Petrus und Paulus zu Zarrentin.

Hans Kemmer, Christus und die Ehebrecherin des Johann Wigerinck, 1530, St. Annen-Museum, Lübeck

5) Braunstraße Nr. 4

Haus des Johann Wigerinck (nicht erhalten)

Dem Kaufmann, der Geschäftsbeziehungen mit den Fuggern pflegte, gehörten fünf Immobilien in Lübeck. Bei Hans Kemmer gab er die Werke die Liebesgabe (um 1529), vermutlich zur Verlobung mit seiner zweiten Frau Agneta Kerckring, und Christus und die Ehebrecherin (1530) als Bekenntnis zur Reformation in Auftrag.

Hans Kemmer, Porträt des Hans Sonnenschein, 1534 und früher, St. Annen-Museum, Lübeck

6) Mengstraße Nr. 42

Haus des Hans Sonnenschein (nicht erhalten)

Die Adresse in Toplage zeigt, dass der Bergenfahrer und Kaufmann Hans Sonnenschein es zu einigem Wohlstand gebracht hat. Sein Porträt von Hans Kemmer ließ wohl seine Witwe nach seinem Tod 1533 als Gedenktafel umgestalten. Auf der Rückseite wurde symbolisch ein Memento Mori ergänzt (siehe unten).

Hans Kemmer, Porträt des Hans Sonnenschein, 1543 und früher, Rückseite, Detail, St. Annen-Museum, Lübeck

Vor marmoriertem Hintergrund steht ein Skelett mit einem Stundenglas auf einem Hügel, der wie ein frisch gegrabenes Grab anmutet. Das Schriftband enthält die niederdeutsche Devise »Dat·bose·vermijt·unde·acht·de·tijt·«.

7) Dr.-Julius-Leber-Straße 13, früher: Johannisstraße Nr. 13

Haus des Gotthard von Höveln d. J., heute: Löwenapotheke

Gotthard von Höveln d. J. entstammte einer bedeutenden Ratsfamilie und war mit der Tochter des Bürgermeisters Nikolaus von Brömse verheiratet. Das Paar lebte in dem Haus, das heute die Löwenapotheke beherbergt. Bei Hans Kemmer gaben sie das Passionstriptychon in Auftrag, das wohl zur privaten Andacht gedacht war.

Löwen-Apotheke in Lübeck, ehemaliges Wohnhaus Gotthards von Höveln des Älteren und des Jüngeren, © Dietlind Wolf
Hans Kemmer, Salvator Mundi-Tafel des Carsten Timmermann und seiner Frau Elisabeth Kruselmann, 1537, Detail, Niedersächsisches Landesmuseum Hannover, © Landesmuseum Hannover – ARTOTHEK

8) Breite Straße Nr. 27

Wohnhaus des Carsten Timmermann (nicht erhalten)

Hier wohnte der aus Hamburg stammende Kaufmann und Ratsherr Carsten Timmermann mit seiner Frau Elisabeth Kruselmann. Zwei Werke hat das Paar bei Hans Kemmer in Auftrag gegeben: die sogenannte Timmermannsche Hochzeitsschüssel und die Salvator-Mundi-Tafel, auf der die Porträts der Stifter zu sehen sind.

9) St. Jakobi


Von der Jakobikirche ging 1529 der sogenannte Singekrieg aus, als mutige Lübecker Bürger ihre Stimme erhoben und während der katholischen Messe lutherische Lieder anstimmten. Mit dieser friedlichen Revolution trugen sie zur Einführung der Reformation in Lübeck bei.

Jakobikirche, Holzschnitt, 1552
Auch auf dieser historischen Fotografie ist das ursprüngliche Haus der Königstr. 34 (3. von links) nicht erhalten.

10) Königstraße Nr. 34

Wohnhaus Hans Kemmer (nicht erhalten)

Hans Kemmer lebte ab 1528 in der noblen Königstraße gegenüber dem Franziskanerkloster mit der Katharinenkirche. Es wohnten nicht nur wohlhabende Kaufleute, Ratsherren und Bürgermeister in dieser Straße, auch die vornehmen Bruderschaften und Kompanien hatten hier ihren Sitz.

11) Katharinenkirche


Die Katharinenkirche war eine beliebte Grablege wohlhabender Lübeckerinnen und Lübecker. Nach Kemmers Tod am 2. August 1561 findet auch er hier, gegenüber seinem Wohnhaus, seine letzte Ruhestätte. Kemmers Grab in der Kirche konnte bislang nicht lokalisiert werden. Die Vorkehrungen zu Kemmers Bestattung trifft sein Schwiegersohn Johann Balhorn, Mitglied der bekannten Lübecker Buchdruckerfamilie.

Blick in die Katharinenkirche, Foto: Berthold Hengstermann

12) Katharineum


Nach der Reformation wurde das Franziskanerkloster aufgelöst und in eine Lateinschule umgewidmet. Ihr erster Rektor wurde der evangelische Theologe Hermann Bonnus, der zugleich erster Superintendent Lübecks war. Hans Kemmer fertigte 1548 sein Totenbild an, wohl als der tote Bonnus auf Geheiß des Stadtrats drei Tage lang in der Marienkirche aufgebahrt lag.

Hans Kemmer, Totenbild des Hermann Bonnus, 1548, eingesetzt in das Epitaph aus St. Marien, St. Annen-Museum, Lübeck, © St. Annen-Museum, Lübeck, Foto: Michael Haydn. In der umfangreichen lateinischen Inschrift wird Bonnus als frommer, bibelfester und treuer Christ, protestantischer Prediger und Autor sowie Vermittler zwischen Rat und Bürgertum gelobt.

13) Hundestraße Nr. 12

Haus der Margarete Wittinghoff (nicht erhalten)

Margarete Wittinghoff war eine Angehörige der Führungselite der Hansestadt. 
Sie gab das sogenannte Epitaph Wittinghoff bei Hans Kemmer in Auftrag.

Hans Kemmer, Epitaph Wittinghoff, 1552, St. Annen-Museum, Lübeck
Hans Kemmer, Ecce-Homo-Tafel des Hinrich Gerdes, 1544, St. Annen-Museum, Lübeck

14) Königstraße Nr. 98

Haus des Hinrich Gerdes (nicht erhalten)

Hinrich Gerdes gab das Andachtsbild Ecce Homo mit seinem Porträt bei Hans Kemmer in Auftrag. Später ließ Gerdes‘ Tochter die Tafel zum Epitaph umgestalten und in der Katharinenkirche aufhängen.

St. Aegidien zu Lübeck

15) St. Aegidien


In der Aegidienkirche wurde 1530 der erste evangelische Abendmahlsgottesdienst in Lübeck gefeiert.

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