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Tee- und Wasserkessel, 1913, Typ 3591, Entwurf: Peter Behrens 1909, Hersteller: AEG, Berlin
Teekanne mit Vergissmeinnicht, Meißen, um 1750

Luxus, Lotterleben, Lifestyle – Tee verändert Nordeuropa

verlängert bis 29.05.2023

Tee ist inzwischen das nach Wasser beliebteste Getränk der Welt und kaum noch aus dem Alltag wegzudenken: Bunte Bubble-Tea-Läden erobern die Innenstädte, Chai- und Matcha-Tea-Latte laufen dem Latte Macchiato den Rang ab. Drogerien vertreiben Tee-Mischungen mit verheißungsvollen Namen wie „Seelenwärmer“ und „Spaßmacher“ und Start-ups machen mit „Detox-Tee“ ein Vermögen. Selbst Deutschrapper:innen wie Shirin David und Capital Bra vermarkten inzwischen ihren eigenen Eistee. 

Doch bis hierhin war es ein weiter Weg: Die Blätter der aus China stammende Teepflanze verbreiteten sich erst seit dem 17. Jahrhundert allmählich in Europa. Wie Seide und Porzellan musste auch Tee mit großem Aufwand und hohen Risiken von China um die halbe Welt transportiert werden. 

Das exotische Getränk verbreitete sich in Europa zunächst in höfischen Kreisen, wo es eine sagenhafte China-Mode auslöste: Gartenpavillons wurden in Form chinesischer Pagoden gebaut, Porzellan aus China füllte Tafeln sowie die Wände von Kabinetten und chinesische Landschaften und Figuren, wie die Porzellanmaler sie sich vorstellten, wurden beliebte Dekore. Es entstand ein neuer Bedarf an Gefäßen zum stilechten Verstauen und Genießen des Tees sowie Geräte und Möbel für die Zubereitung mit heißem Wasser. Die lange nur in China bekannte Zusammensetzung von Porzellan wurde immer eifriger erforscht und endlich von Johann Friedrich Böttger 1709 in Meißen entdeckt.

Wie das Porzellan wurde auch der Tee im 18. Jahrhundert in größeren Mengen und zu günstigeren Preisen verfügbar und zu einer ernüchternden Alternative der Alltagsgetränke Bier und Wein. Tee beflügelte den geistigen Austausch und wurde als Getränk der Vernunft bei den Aufklärern beliebt. Besonders Frauen erfreuten sich am Austausch bei Teerunden, die ihnen vollkommen neue Freiräume eröffneten. Der Siegeszug des Tees in Nordeuropa war nicht mehr zu stoppen. Vor allem in England und Ostfriesland entstanden sehr eigenständige und ausgeprägte Teekulturen. Seitdem währt die Beliebtheit des Tees und erlebt immer neue Moden und Trends, wenn sie auch durch den Kaffee einen bitteren Konkurrenten hat.

Digitale Inhalte der Ausstellung

Digital Story
Lernen Sie die wechselvolle Geschichte des Tees von Luxus über Lotterleben bis hin zum Lifestyle vorab zum Museumsbesuch in unserer Digital Story kennen.
eGuide
Mit dem eGuide können Sie sich multimedial durch die Ausstellung führen lassen. Erfahren Sie spannende Hintergründe und werfen Sie einen Blick unter und hinter die Exponate. Die Texte können auch als Audiodatei aufgerufen werden. Bei Audio-Benutzung in der Ausstellung empfiehlt sich die Verwendung eigener Kopfhörer.
eGuide
Im eGuide für Sechs- bis Zwölfjährige führt das Teehaustier Tian durch die Ausstellung und erklärt besonders spannende Objekte. An der Museumskasse liegen Zettel für eine passende Kinder-Rallye bereit. Es wartet eine kleine Überraschung auf alle, die sie lösen.
Koppchen mit Unterschale, China, um 1750, St. Annen-Museum, Lübeck, Foto: Michael Haydn
Kranenkanne, 18. Jahrhundert, St. Annen-Museum, Lübeck, Foto: Michael Haydn
Isolierkanne, wohl 1950er Jahre, Stabilo-Therm, St. Annen-Museum, Lübeck, Foto: Michael Haydn
Das Begleitheft zur Ausstellung ist ab 02.10.2022 im Museumsshop für 8,50 EUR erhältlich.