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Martin Streit, Lübeck 2022, Holstentor Rot-Gold, Camera Obscura, 60 x 50 cm, Foto: Martin Streit
Das Holstentor steht Kopf, Foto: Martin Streit

Das Holstentor steht Kopf.
Die Camera obscura und Werke von Martin Streit
vor dem Holstentor und im St. Annen-Museum
21. Mai - 28. August 2022

Teil 1: Das Holstentor

Das Holstentor ist nach dem Kölner Dom die zweite Station der begehbaren Camera obscura von Martin Streit, mit der große Bauwerke und Wahrzeichen neu erlebbar werden. Das Projekt wurde auf der Raketenstation der Insel Hombroich in Neuss entwickelt. Die Camera obscura, die auf der Holstentorwiese stehen wird, hat eine Gesamtgröße von 13,6 m Länge, 2,40 m Breite und eine Höhe von 5,20 m. Sie wiegt ca. 13 Tonnen und bietet die außergewöhnliche Gelegenheit, das Holstentor ganz neu zu erfahren.

Im dunklen Inneren der Camera obscura erscheint die Außenwelt wie ein gemaltes Bild. So wird das reale, bis heute vielfach fotografierte Bauwerk, in eine poetische Bildsprache transformiert und lehrt uns das Sehen neu, ohne dass sich der Künstler aktiv einbringt. Es dauert 3-5 Minuten, die sich unser menschliches Auge an die Dunkelheit des Innenraums gewöhnen muss, während das Abbild immer mehr an Präsenz und Klarheit gewinnt. Hier wird in konzentrierter und fast meditativer Atmosphäre das Sehen selbst und der Bild erzeugende Prozess zum Thema. Genau das hat sich der Kölner Künstler Martin Streit mit seinem außergewöhnlichen Projekt „Lichtkammer“ vorgenommen. Als Maler setzt er sich intensiv mit den Bedingungen von Licht, Farbe und Form auseinander, so dass seine Arbeiten mit dieser speziellen Kamera geradezu folgerichtig sein malerisches Streben fortsetzt.

Die Camera obscura ist der Vorläufer aller Kameras. Ihr liegt ein optisches Prinzip zugrunde, das bereits seit der Antike bekannt ist und Naturwissenschaftler, Astronomen und Künstler wie etwa Jan Vermeer, nutzen sie seither für ihre Forschungen und um die Welt darzustellen. Sie wiederholt im Prinzip die Wahrnehmung des menschlichen Auges: Fällt durch eine Lochblende oder Linse Licht in einen ansonsten dunklen Raum, so erzeugt es auf dessen gegenüberliegender Fläche ein seitenverkehrtes und auf dem Kopf stehendes Abbild. Unser Gehirn stellt dabei allerdings im Gegensatz zur Camera obscura die spiegel- und seitenverkehrten Bilder wieder „richtig“. 

Martin Streit verzichtet in seiner begehbaren Camera obscura bewusst auf jegliche Form von Spiegeln oder Linsen. In der Außenwand der begehbaren Installation befindet sich in etwa 4 Metern Höhe lediglich ein Loch von 2-3 cm Durchmesser, durch das das Tageslicht in den Innenraum dringt. Je kleiner die Lochblende ist, desto gebündelter sind die Strahlen und schärfen das Abbild.

In der Ausstellung im St. Annen-Museum werden weitere Arbeiten von Martin Streit gezeigt, die seine Faszination im Umgang mit diesem Prinzip und im Dialog mit seiner Malerei zeigen. Die jüngsten Werke sind in diesem Frühjahr in Lübeck entstanden.

Teil 2: Die Ausstellung im St. Annen-Museum

Das Projekt der begehbaren Camera obscura vor dem Holstentor fügt sich lückenlos in das Schaffen des 1964 in Koblenz geborenen Kölner Künstlers Martin Streit ein. Nach einer Ausbildung zum Kunstglaser in Trier und dem Studium an den Kunstakademien in Münster und Düsseldorf hat der Meisterschüler von Gotthard Graubner seine künstlerischen Erfahrungen in Arbeitsaufenthalten in Paris, Rom und New York vertieft. 

Eine Fotoserie mit einer tragbaren Camera obscura war dem Projekt „Lichtkammer“ bereits vorangegangen. Immer, so auch in seiner Malerei, hat der Künstler einen sehr poetischen Blick auf die Dinge. Er konzentriert sich auf ein Motiv und setzt es in einen zeitlosen Kontext, in dem Farbe und Licht zu den bestimmenden Koordinaten werden. Dabei gewinnen Formen an Kontur und lösen sich zugleich wieder auf. Mit feinsten Nuancierungen und Abstufungen schafft er Atmosphäre und eine gewisse Unschärfe. Auf den ersten Blick scheinbar leicht zu erfassen, gewinnen die Motive an Vielfalt und Lebendigkeit, je länger sich der Betrachtende damit auseinandersetzt. Sie werden konkreter und gleichzeitig abstrakter, räumlich und flächig zugleich und spielen mit uns ein variantenreiches Spiel menschlicher Wahrnehmung.

Diesen Prinzipien liegt eine intensive Auseinandersetzung mit der Malerei an und für sich zugrunde. Ausgehend von einem einfachen Gegenstand setzt sich Martin Streit mit Fläche und Linie, Farbe und Form auseinander, um dem Geheimnis der Wirkung des Lichts auf die Spur zu kommen und damit in seinen Bildern, seien es Fotografien oder Malereien zu spielen. In diesem Sinne ist er ein zutiefst klassischer Maler.

So wird die Ausstellung letztlich zur konsequenten Fortführung der Leitprinzipien von Cranach – Kemmer – Lübeck in unserer Zeit: Es geht einmal mehr um die Auseinandersetzung eines Malers mit den Prinzipien der Malerei und den Menschen der Hansestadt Lübeck.

NEU! Online-Ticketverkauf für die begehbare Camera obscura am Museum Holstentor

Ab sofort können Online Tickets direkt auf dieser Website für die begehbare Camera obscura erworben werden! Mit Ihrem digitalen oder ausgedruckten Ticket gehen Sie dann direkt zur Camera obscura und lassen es dort einscannen. Viel Spaß bei Ihrem Besuch!

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Termine zur Camera obscura finden Sie auch unter  Programm  im Holstentor

Anlässlich dieses Ausstellungsprojektes vor dem Holstentor und im St. Annen-Museum Lübeck entstand eine Sonderedition des Künstlers Martin Streit mit dem Titel  "LÜBECK-MAPPE".
Sie erhalten diese exklusiv zum Subskriptionspreis. Informationen dazu finden Sie HIER

Martin Streit, Auckland NZ, 2022, Figur in Beige, Camera Obscura, 150 x 100 cm
Martin Streit, Köln 2018, Becher Rot-Grau, Öl auf Leinwand, 24 x 18 cm
Martin Streit, Lübeck 2022, Grosses Gewölbe Katharinenkirche, Camera Obscura, 150 x 105 cm
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
Martin Streit, London 2016, Figur in Rot-Violett, Camera obscura, 150 x 100 cm
Martin Streit, Bahnhof Gewölbe Lübeck, 2022, Camera obscura, 150 x 100 cm
DLRG Turm Travemünde 2022, Camera obscura, Foto: Martin Streit